Die Geschichte des Wolfsbrunnen -                                            von der Jetta Sage bis heute

Der Wolfskreiser

 

Im 15. Jahrhundert war Schlierbach ein kleines Fischerdorf. Die sieben Mühlen entlang des Schlierbachs vom Wolfsbrunnen hinunter zum Neckar gaben den dort ansässigen Familien ein kleines Einkommen. Eine Kuh, einige Schafe, Ziegen, oder Schweine waren für eine Familie ein wertvoller Besitz.

Immer wieder bedrohten Wölfe die Haustiere der Kleinbauern. Dann riefen sie den Wolfskreiser – den kurfürstlichen Jagdgehilfen – der damals am Wolfsbrunnen gelebt haben soll.

Mit Seilen und Stricken, an denen in Abständen stinkende Stofflappen und Fetzen hingen, kreiste er das Gebiet, in dem die Wölfe sich versteckt hielten, ein und versuchte sie dort so lange zu halten, bis die Jäger kamen. Denn die Wölfe trauten sich gewöhnlich nicht, durch diese, Umzäunung‘ zu schlüpfen, da die Stofffetzen nach Menschen rochen. Erhalten ist bis heute die Redewendung: „Etwas ist durch die Lappen gegangen“.

 

Das Heydenloch beim Wolfsbrunnen –

„worinnen die sybillische Wahrsagerin

Jetta gewohnet haben soll“

 

So beschreibt Ludovicus Lucae 1708 eine ausgemauerte Höhle unweit des Gasthauses hinter einer alten Mauer mit zwei Gängen, die weit in den Berg 

hinein führen. Viele Besucher des Wolfsbrunnens im 18. und 19. Jahrhundert haben über den geheimnisvollen Zweck des heute verfallenen und zugemauerten Kellers und der Gänge gerätselt. Sind es Reste des ursprünglichen Hauses des Wolfskreisers? Ein Mithräum (Heiligtum) aus der Römerzeit? Ein Versteck, ein Lagerraum mit unterirdischem Geheimgang zum Schloss in Belagerungszeiten? Bis in unsere Tage haben Heimatforscher und Wünschelrutengänger versucht, das Geheimnis dieses Ortes zu lüften.

 

Jetta und der Wolf

 

Der Hügel bei Heidelberg, auf dem heute das Schloss steht, wurde „Jettenbühl“ genannt. Dort soll in einer Kapelle einst ein altes Weib namens Jetta gelebt haben. Diese war wegen ihrer Wahrsagerei sehr bekannt, verließ jedoch nur selten ihre Kapelle. Denen, die sie nach ihrer Zukunft befragten, antwortetet sie stets durch ein Fenster, ohne dass sie sich sehen ließ. 

 

Der Jettenbühl; Adolf von Oechelhauser erklärt in einer Fußnote seines Schlossführers den 

Namen „Jettenbühl“ folgendermaßen:

Der Berg hieß 1365 „Geltenpogel“ (= „Jungviehhügel“), 1436 „Gettenpuhel“ und wurde erst im 16. Jahrhundert mit der Seherin Jetta in Verbindung gebracht und „Jettenbühl“ („bühel“ = Hügel) genannt.

Es mag sein, dass alle diesen Geschichten um Jetta und den Wolfsbrunnen ein tatsächliches Ereignis zugrunde liegt, es hat sich jedoch bislang nie ein Beweis dafür finden lassen.

 

Anderseits gibt es Belege dafür, dass zumindest Teile der Jetta-Geschichte vermutlich reine Fantasieprodukte sein dürften und auch erst zu einem späteren Zeitpunkt der Sage um den Wolfsbrunnen hinzugefügt wurden. Dafür spricht zum Beispiel die Herkunft des Namens „Jettenbühl“, auf dem Jetta angeblich gewohnt haben und der nach ihr benannt sein soll. 

"Der Berg hieß 1365 „Geltenpogel" (= „Jungviehhügel"), 1436 „Gettenpuhel" und wurde erst im 16. Jahrhundert mit der Seherin Jetta in Verbindung gebracht und „Jettenbühl" („bühel" = Hügel) genannt."

(von Oechelhauser).